IG Metall kämpft für Miteinander und Solidarität

„Wir sind nicht allein – wir sind viele“

02.09.2020 | Zusammenhalt. Zusammenstehen. Wir gemeinsam. Das waren die wichtigsten Schlagwörter bei der Auftaktveranstaltung der IG Metall am 1. September in der Zwickauer „Neuen Welt“ unter dem Motto „Unser Leben gestalten WIR – Bildung, Beratung und Aktion“. Die rund 100 Betriebsrätinnen und Betriebsräte sowie Vertrauensleute aus knapp 50 Unternehmen der Region Südwestsachsen waren sich einig: Corona darf keine Ausrede sein!

Bilder: Igor Pastierovic

„Corona war noch ein Bier, als bei uns schon langjährig bestehende Betriebsvereinbarungen gekündigt wurden – angeblich aus Kostengründen. Doch die Zahlen sagen etwas anderes“, berichtete etwa Ronny Ott, Betriebsrat bei Schnellecke Logistics Sachsen in Glauchau. In dem Logistikunternehmen läuft gerade eine Tarifauseinandersetzung. Schnellecke sucht aktuell neue Mitarbeiter, während zahlreiche Beschäftigte wegen schlechter Arbeitsbedingungen zur Konkurrenz abwandern. Auch Tobias Günther von der Leichtmetallgießerei Handtmann in Annaberg-Buchholz bestätigte, dass die Situation im Betrieb schon vor Corona schwierig war. „Besonders Lohndumping ist im Erzgebirge nach wie vor ein großes Thema.“

Thomas Knabel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Zwickau, ist überzeugt: „Die Corona-Pandemie verstärkt die bestehenden Probleme in unseren Betrieben wie ein Brennglas, ist aber selten die Ursache dafür.“ Vielmehr zeigten zahlreiche Wortmeldungen, dass falsche Entscheidungen und kurzsichtige Strategien auf Managementebene das eigentliche Problem in vielen Betrieben der Region sind. „Wir werden es aber nicht kampflos hinnehmen, wenn Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen und Corona nun als Ausrede vors Loch geschoben wird“, bekräftigte Knabel.   

Mit Bildungs- und Beratungsangeboten will die Gewerkschaft ihre Mitglieder deshalb stark machen für schwierige Zeiten. Krisenfrüherkennung, Grundlagen der betrieblichen Mitbestimmung oder Sozialplan und Interessenausgleich – diverse Seminare und Netzwerktreffen sollen die Betriebsräte vorbereiten. Neben dem ersten persönlichen Austausch nach langer Zeit wurden bei der Veranstaltung auch verschiedene Ideen für konkrete Aktionen in den Betrieben gesammelt, um in kommenden Auseinandersetzungen laut und sichtbar für bessere Arbeitsbedingungen zu streiten.

Trotz der enormen Herausforderungen durch Kurzarbeit und eine teils hart umkämpfte Aufstockung des Kurzarbeitergeldes, erschwerter Bedingungen in punkto Arbeits- und Gesundheitsschutz oder sogar schon konkretem Personalabbau – von Jammerstimmung unter den Metallerinnen und Metallern war bei dem Treffen keine Spur, das selbstverständlich unter Einhaltung der geltenden Hygienebestimmungen stattfand.

„Wir müssen jetzt zeigen, dass wir zusammenstehen“, hieß es von mehreren Gewerkschaftsmitgliedern, darunter auch Jan Andrä vom Zwickauer VW-Werk. Den Kolleginnen und Kollegen beim Autobauer Volkswagen gehe es im Vergleich sehr gut. „Wir sind mittendrin in der Transformation. Seit Mai erleben wir einen massiven Beschäftigungsaufbau“, schilderte der Vertrauenskörperleiter.

„Das ist die Bandbreite, die wir derzeit erleben: Auf der einen Seite VW, auf der anderen Seite große Unsicherheit, wie es weitergehen soll“, so Mario John, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Chemnitz. Ein homogenes Bild gibt es demnach im Moment nicht. Ob Krise oder Normalzustand, so die Überschrift einer Diskussionsrunde am Dienstag – das unterscheidet sich von Betrieb zu Betrieb.

Wie unterschiedlich die aktuelle Situation bewertet wird, zeigte auch eine Online-Blitzumfrage, bei der die Kolleginnen und Kollegen live vor Ort per Smartphone abstimmen konnten. Bei der Frage nach den wichtigsten Herausforderungen der kommenden Monate lagen zwei Themen gleichauf: Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie Entgelterhöhung und Arbeitszeitverkürzung. Die 35-Stunden-Woche ist also nicht vom Tisch, wie auch so mancher Mund-Nasen-Schutz zur Auftaktveranstaltung verkündete.

Von: az

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