Beide Belegschaften wollen die Angleichung

Der doppelte Motorenwerker

27.04.2021 | Sonntags, kurz vor 21 Uhr, rollen die Autos der ersten Nachtschichter in die Kauffahrtei. Teils fahren sie Richtung dem Kontraktlogistiker Rhenus, teils zum Industriedienstleister Leadec oder direkt zum Motorenwerk.

Die Motorenwerker in Chemnitz

und in Sankt Egidien

Bilder: DGB und IG Metall

Am 25. April 2021 war es irgendwie anders. Auch diesmal rollten kurz vor 21 Uhr Autos in die Kauffahrtei. Alle stoppten am Parkplatz Tor A des Motorenwerkes. Aus den Autos stiegen Vertrauensleute von Volkswagen. Ihr Markenzeichen: rote Jacken und viel Entschlossenheit. Schnell waren die Transparente an den Werktoren befestigt. Ein wichtigstes Hilfsmittel in Zeiten des Arbeitskampfes war erneut der praktische Kabelbinder. Schnell waren die Tore „geschmückt“ und den wenigen Passanten war klar: „Dieser Betrieb wird bestreikt“. Genau für 24 Stunden hat die IG Metall die Motorenwerker in Chemnitz zum Ausstand aufgerufen. Ab Beginn der Nachtschicht Sonntagabend lief im Motorenwerk für 3 Schichten kein einziger Motor vom Band. Die Streikposten sicherten Tor A und Tor B. Weder in der Nacht noch am Tag gab es besondere Vorkommnisse. Die Beschäftigten von Volkswagen hatten sich zu 100 Prozent dem befristeten Arbeitskampf angeschlossen.

„Die Nacht war lausig kalt bei klarem Sternhimmel und Vollmond. Die Kälte symbolisierte irgendwie die Kälte in den bisherigen Verhandlungen mit den Arbeitgeberverbänden beim Thema Angleichung. Bei diesem Thema greifen wir nicht nach den Sternen, sondern nur nach einem Stück Gerechtigkeit. Die Angleichung ist längst überfällig“, so Mario John, Erster Bevollmächtigter.

Wenige Kilometer entfernt in Sankt Egidien ruhte am Montag erneut die Arbeit. Für drei Stunden wurden auch bei Continental Aerospace Technologies keine Motoren gebaut. Pünktlich 13 Uhr bog erneut der Demozug aus dem Werk in die Platanenstraße ein. Lautes Sirenengeheul lag wiederum in der Luft. Ein deutliches Signal der 75 Warnstreikenden an die Geschäftsführung: „Schaut her, hier vorm Werktor stehen die, die sonst Motoren bauen!“

Die Forderung nach Angleichung des Beschäftigten von Volkswagen heißt beim Flugzeugmotorenbauer Continental Aerospace: Heranführung. „Die Lücke beim Entgelt und Weihnachtsgeld muss in Schritten geschlossen werden. Die Arbeitszeit muss runter von 40 auf 38 Stunden in der Woche und beim zusätzlichen Urlaubsgeld brauchen wir einen Einstieg“, so Ingo Hanemann am Rande des Warnstreiks. „Gute Arbeit ist keine Einbahnstraße. Wer einen guten Job macht, soll auch gutes Einkommen und Arbeitszeiten, die zum Leben passen, haben“, so Hanemann weiter.

Auch in Sankt Egidien heben sie nicht ab oder greifen nach den Sternen. Sie wollen nur näher ran, an die Einkommens- und Arbeitsbedingungen in der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen. Jetzt ist die Geschäftsführung am Zug, sich in dieser Tarifrunde wirklich zu bewegen.

Von: az

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